Botschaft Juli 2024

Vielfalt im Reich des Herrn

von 1. Ratgeberin in der Pfahl-PV Leitung Bernadette Sacher

Eine Passagiermaschine A380 (größtes zivile Verkehrsflugzug) ist auf dem Weg über den Atlantik. Er fliegt gleichbleibend mit 800 km/h in 30.000 Fuß Höhe, als plötzlich ein Eurofighter mit Tempo Mach 2 (doppelte Schallgeschwindigkeit) neben ihm auftaucht.

Der Pilot des Kampfjets bremst ab, fliegt neben dem Airbus her und grüßt den Piloten des Passagierflugzeuges per Funk: „Langweiliger Flug, was? Dann pass mal auf!“

Er rollt seinen Jet auf den Rücken, beschleunigt, durchbricht die Schallmauer, steigt rasant in eine schwindelerregende Höhe, nur um gleich darauf in einem atemberaubenden Sturzflug fast bis hinunter auf Meereshöhe zu stürzen. Mit einem Looping kehrt er neben den A380 zurück und fragt: „Na, wie war das?“

Der Pilot des A380 antwortet: „Sehr beeindruckend. Aber jetzt schau du mal her.“

Der Jetpilot beobachtet die Passagiermaschine, aber es passiert nichts. Sie fliegt weiter stur gerade aus, mit immer gleichem Tempo. Nach fünf Minuten meldet sich der A380 Pilot per Funk: „Na, was sagst du jetzt?“.

Der Jetpilot fragt irritiert; „Was hast du denn gemacht?“ Der Pilot lacht und sagt: „Ich bin aufgestanden, habe mir die Beine vertreten, bin nach hinten auf die Toilette gegangen, dann habe ich mir ein Getränk und eine Zimtschnecke geholt, mit netten Leuten gesprochen und meine Sachen gepackt für das 5 Sterne Hotel, was von meinem Arbeitgeber bezahlt wird.“ (Netzfund)

Liebe Geschwister,

diese Geschichte hat mich nicht mehr losgelassen. Um es vorwegzunehmen, ich bin definitiv ein Passagiermaschinentyp. Ich liebe Beständigkeit, minimiere Risiken, bevorzuge ein Maß an Annehmlichkeiten.

Hin und wieder überkommt es mich, und ich bedauere, dass ich kein Kampfjettyp bin. Warum kann ich denn nicht anders sein – mutiger, ausgeflippter, witziger, abenteuerlustiger, spannender? Die Antwort ist ganz einfach: Weil ich es nicht bin!

Vielleicht sehnt sich ein solcher Kampfjettyp gelegentlich auch danach, ein anderer Typ zu sein – nach mehr Geordnetheit, mehr Struktur, weniger Getriebenheit.

Diese Vielfalt an Typen und Persönlichkeiten macht unser gemeinsames Leben so spannend und abwechslungsreich, bereichert unsere Gemeinden und Pfähle, gibt uns einen Pool an Fähigkeiten aus dem ein Bischof oder Pfahlpräsident schöpfen kann, um das Reich des Erretters aufzubauen.

In den Jahren 2011 bis 2018 gab es eine Öffentlichkeitskampagne der Kirche – „I‘m a mormon“ (Name der Kirche: Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage). In kurzen Videoclips wurde die Vielfalt der Mitglieder der Kirche dargestellt.

Es war sehr beeindruckend zu sehen, wie Mitglieder über ihr Leben berichten. Wie sie ihre Lebensmodelle aufzeigen. Wie sie ihre zum Teil ausgefallenen Hobbys und Berufe mit der Mitgliedschaft vereinbaren. Es zeigt die kulturelle, ethnische, individuelle Gemischtheit der Mitglieder der Kirche.

Egal welche Eigenschaften uns ausmachen – wir haben als Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage alle ein gleiches Ziel – Christus ähnlicher werden.

Elder Dieter F. Uchtdorf hat in der Frühjahrsgeneralkonferenz 2013 Folgendes gesagt:

„Das Sühnopfer Jesu Christi soll uns zwar allen helfen, Christus ähnlicher zu werden, aber es ist nicht dazu gedacht, dass wir alle gleich werden. Manchmal verwechseln wir Unterschiede in der Persönlichkeit mit Sünde. Wir können sogar irrtümlich glauben, dass jemand der anders ist als wir, zwangsläufig Gott nicht gefallen könne.

Dieser Gedanke verleitet manche zu der Ansicht, die Kirche wolle Mitglieder heranbilden, die alle aus dem gleichen Guss sind – die alle gleich aussehen, gleich empfinden, gleich denken und sich gleich verhalten. Dies jedoch würde der Genialität Gottes zuwiderlaufen, der jeden Menschen anders erschaffen hat. … Die Kirche blüht auf, wenn wir uns diese Vielfalt zunutze machen.“

Wir Mitglieder der Kirche streben nach einem besseren Ich, wollen heute besser sein als gestern und morgen besser als heute. Dabei sind die Startpunkte unterschiedlich. Stärken und Schwächen sind bei Jedem ein anderer Mix. Umstände, Erfahrungen und Prägungen sind nie vergleichbar. Hüten wir uns vor dem glückraubenden Vergleich mit einem Anderen.

„Wenn wir schon vergleichen müssen, dann vergleichen wir doch den, der wir in der Vergangenheit gewesen sind, mit demjenigen, der wir heute sind – oder sogar mit dem, der wir in Zukunft sein wollen.“ (Elder J. Devn Cornish, GK 10/2016) Aber hüten wir uns auch davor, uns zu erheben und uns in irgendeiner Form für „besser“ zu halten.

Üben wir uns in unserem Streben darin, Christus ähnlicher zu werden, weiterhin darin, tolerant zu sein, zufrieden und dankbar zu sein, uns mit unserem Nächsten zu freuen, einander zu respektieren, voneinander zu lernen, füreinander da zu sein und uns für das Gute wertzuschätzen. Jesus Christus war uns darin ein vollkommenes Beispiel.

Vielfalt und Einigkeit sind dabei keine Gegensätze.

Im Namen Jesu Christi, Amen

Schw. Bernadette Sacher, Erste Ratgeberin in der Pfahl-PV-Leitung

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