Botschaft Mai 2024

Wen der Herr beruft, den befähigt er

von Hoher Rat Jork Leonhardt

Vor einer Weile hatte ich den Auftrag bekommen, mit einem Bruder ein Gespräch zu führen, der eine neue Berufung bekommen sollte.

(Berufungen sind Aufträge, in einem Verantwortungsbereich in der Kirche eine bestimmte Zeitlang zu dienen. Wir glauben, dass die Führungsverantwortlichen dazu von Gott inspiriert werden, diejenigen Menschen zu berufen, die eine solche Aufgabe eine bestimmte Zeit lang ausführen sollen.)

Da ich gerade in der Nähe war, entschloss ich mich zu einem spontanen Besuch. Die Ehefrau öffnete mir die Tür und schickte mich dann in die Werkstatt des Bruders. Wir unterhielten uns dort erstmal eine Weile und ich durfte mir das Schaukelpferd anschauen, das er für seine Enkelkinder reparierte. Dann redeten wir gleich dort zwischen Kreissäge und Dickenhobel über Gott und die Welt, über seine Bereitschaft, im Werk des Herrn mitzuhelfen, eine Aufgabe zu übernehmen, mit anzupacken und zu dienen.

Als ich später am Abend über diese Erfahrung nachdachte, musste ich an die Begebenheit erinnern, wie der Herr auch schon früher seine Jünger dort berufen hat, wo sie arbeiteten, z.B. direkt am Fischerboot.

In Matthäus 4:18-22 lesen wir

In jener Zeit als Jesus am See von Galiläa entlangging, sah er zwei Brüder, Simon, genannt Petrus, und seinen Bruder Andreas; sie warfen gerade ihr Netz in den See, denn sie waren Fischer.

Da sagte er zu ihnen: Kommt her, folgt mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen.

Sofort ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm.

Als er weiterging, sah er zwei andere Brüder, Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und seinen Bruder Johannes; sie waren mit ihrem Vater Zebedäus im Boot und richteten ihre Netze her. Er rief sie,

und sogleich verließen sie das Boot und ihren Vater und folgten Jesus.

(Bildquelle: churchofjesuschrist.org)

Auch dieser Bruder in seiner Holzwerkstatt wurde vom Herrn berufen, egal wer die Berufung ausgesprochen hat.

Würdigkeit und Bereitschaft vorausgesetzt, nimmt der Herr uns so wie wir sind. Wir müssen nicht so tun, als ob wir jemand anderes wären. Gott nimmt unsere Einzigartigkeit, die er uns letztendlich ja gegeben hat, und nutzt diese in seinem Werk. Und das Wunder passiert dann, wenn wir als Werkzeug in der Hand des Herrn dienen, wenn er mit uns arbeitet und er nicht nur durch uns sein Werk voranbringt, sondern insbesondere wir selbst uns durch diesen Dienst ändern.

Präsident Heber C. Kimball (1801-1868), der von Beruf selbst Töpfer war und als Erster Ratgeber von Brigham Young diente, hielt zur Frühjahrs-Generalkonferenz 1854 eine Ansprache, in der er die Mitglieder der Kirche mit dem Ton verglich, der in der Hand des Meistertöpfers geformt wird. (LINK)

(Bildquelle: churchofjesuschrist.org)

Wir sollten uns dem Willen des Töpfers unterordnen, dem Einwirken seiner Händen in unserem Leben nachgeben und erleben, was er aus uns formt. Wir hoffen darauf, dass er uns zu “Gefäßen des Herrn” macht.

Elder Kimball erklärte, “Es gibt viele Gefäße, die zerstört werden, nachdem sie geformt und gestaltet worden sind. Und warum? Weil sie mit der Form, die der Töpfer ihnen gegeben hat, nicht zufrieden sind, sondern sich gleich in eine Form bringen, die ihnen selbst gefällt; deshalb können sie nicht verstehen, was Gott plant, und sie zerstören sich selbst durch die Kraft ihrer eigenen Macht, denn diese ist jedem Mann und jeder Frau gegeben, um zu tun, was sie wollen. …”

Andererseits müssen Gefäße, die ihre vom Töpfer gegebene Form behalten, durch des Töpfers Feuer gehen, um ihre endgültige Bestimmung zu erlangen.

Wenn ich von Petrus lese, der als Fischer arbeitete und dann unter der Führung und Anleitung und später Inspiration des Herrn diente und so zu einem Menschenfischer wurde, muss ich an den Bruder in seiner Holzwerkstatt denken. Dieser Bruder ist in der Lage, neue Dinge aufzubauen und Dinge, die kaputt sind, zu reparieren und wieder in Ordnung zu bringen. Das ist eine Fähigkeit, die der Herr sicher auch in seinem Werk zu nutzen wissen wird. Er wird diesen Bruder als Werkzeug in seiner Hand nutzen und ihn wie Ton formen. Gott wird seine Fähigkeiten zum Wohle anderer Menschen einsetzen und vergrößern.

Wie ist es aber mit jedem Einzelnen von uns?

Elder Dieter F. Uchtdorf sagte:

“Vielleicht haben Sie das Gefühl, dass andere fähiger oder erfahrener sind als Sie und Ihre Berufungen oder Aufträge besser erfüllen könnten als Sie, aber der Herr hat Ihnen diese Aufgaben aus einem bestimmten Grund gegeben. Vielleicht gibt es Menschen oder Herzen, die nur Sie erreichen und berühren können. Vielleicht kann niemand sonst das genau so wie Sie.”
(Dieter F. Uchtdorf, „Hebt an, wo ihr steht“, Generalkonferenz, Oktober 2008
)

(Bildquelle: uk.churchofjesuschrist.org)

Lassen Sie uns alle bereit sein, Aufträge anzunehmen. Lassen Sie uns nach Gelegenheiten Ausschau halten, um für unsere Mitmenschen da zu sein, einer “des anderen Last zu tragen, damit sie leicht sei, ja, und willens […], mit den Trauernden zu trauern, ja, und diejenigen zu trösten, die des Trostes bedürfen,” (Mosia 18: 8,9) Wir sollten unser “Amt mit Ernsthaftigkeit groß machen” (Jakob 2:2)

Wir sollten formbar sein, bereitwillig Seinen Willen annehmen und uns in die Form zu bringen, die er für uns vorgesehen hat.

Wir dürfen keine Angst vor des Töpfers Feuer haben, denn “des Menschen Sohn ist unter das alles hinabgefahren. Bist du größer als er?” (LuB 122:8)

Er hat alle Trauer, allen Schmerz, alle Enttäuschung erfahren und kann uns in unseren Herausforderungen stärken und beistehen.

Wenn wir danach streben, seinen Willen für uns zu erkennen und uns dann bereitwillig seinem Willen unterwerfen, wird er uns zu seinen Gefäßen machen.

Im Namen Jesu Christi, Amen

Jork Leonhardt, Hoher Rat im Pfahl

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