Letztes Jahr in unserem Urlaub hat sich Folgendes zugetragen:
Wir waren mit unserem Auto auf einer recht engen Landstraße unterwegs. Vor uns fuhr ein Pkw und davor ein Lkw. Da die Straße eng war, konnte man nur schwer überholen. Das Auto vor uns versuchte es mehrmals, aber es ging einfach nicht.
Es dauerte mindestens eine halbe Stunde, bis es endlich eine Möglichkeit gab.
Jeder, der regelmäßig Auto fährt, weiß: Man überholt – und dann geht es zügig weiter. Hier verlief es jedoch etwas anders. Der Pkw vor uns überholte den Lkw. In dem Moment, als er sich wieder rechts einordnete, wurde er immer langsamer.
Wir überholten ihn deshalb ebenfalls, und im Rückspiegel sah ich, wie er den Lkw ausbremste. Dieser hupte und gab Lichthupe, aber der Pkw-Fahrer interessierte sich nicht dafür. Vor dem großen Lkw wurde der kleine Pkw immer noch langsamer.
Ich weiß nicht, wie es ausging. Auf jeden Fall war ich erschrocken bei diesem Verhalten.
Hier auf dieser Erde gibt es nicht nur gute Einflüsse. Als Adam und Eva von der verbotenen Frucht gegessen hatten, lesen wir in 2. Nephi 2:11:
„Denn es muss notwendigerweise so sein, dass es in allem einen Gegensatz gibt …“
Bei diesem Mann im Pkw glaube ich nicht, dass sein Herz von Freude und Glück erfüllt war.
Manchmal gibt es Situationen, da denken wir, wir seien das Opfer. Dann gibt es gewisse Redewendungen wie:
„Er hat mich wütend gemacht“ oder „Ich habe die Beherrschung verloren.“
Ich habe einmal folgendes gelesen:
„Niemand macht uns wütend. Niemand macht uns ärgerlich. Wir werden dazu nicht gezwungen. Vielmehr entscheiden wir uns bewusst dafür, ärgerlich zu werden. WIRtreffen die Entscheidung.“
Genau diese Gabe der Entscheidungsfreiheit konnten wir schon im Himmel anwenden. Und auf dieser Erde ist sie ein großes Geschenk unseres himmlischen Vaters.
In 2. Nephi 2:27 steht:
„… Und es steht ihnen frei, Freiheit und ewiges Leben zu wählen durch den großen Mittler für alle Menschen, oder Gefangenschaft und Tod zu wählen gemäß der Gefangenschaft und Macht des Teufels; denn er trachtet danach, dass alle Menschen so elend seien wie er selbst.“
Die Entscheidungsfreiheit ist die Macht, selbst zu denken und über unser Handeln zu bestimmen. Dadurch haben wir viele Möglichkeiten – aber wir tragen auch viel Verantwortung, und das bringt Konsequenzen mit sich. Sie kann also ein Segen oder eine Last sein.
Gott hat uns einen Plan gegeben. Er möchte, dass wir uns hier auf der Erde für ihn entscheiden, glücklich sind und so zu ihm zurückkehren können.
Trotzt seiner großen Liebe bevormundet er uns nicht, er lässt zu das wir unsere eigenen Erfahrungen machen. Er möchte das wir lernen um Fortschritt zu machen.
C. S. Lewis hat gesagt:
„Nur wer sich bemüht, der Versuchung zu widerstehen, weiß, wie stark sie ist … Wie stark der Wind bläst, erkennt man erst dann, wenn man sich ihm entgegenstemmt – und nicht dadurch, dass man sich niederlegt. Wer nach fünf Minuten bereits der Versuchung nachgibt, weiß gar nicht, wie es nach einer Stunde gewesen wäre.“
Lewis schreibt weiter:
„Christus ist deswegen – weil er der Einzige ist, der nie einer Versuchung nachgegeben hat – auch der Einzige, der genau weiß, was Versuchung wirklich ist.“
(C. S. Lewis, Mere Christianity [New York: Macmillan Publishing Co., Inc., 1943], S. 124f.)
Ich weiß, wir haben einen liebenden himmlischen Vater. Er freut sich, wenn wir uns für ihn entscheiden. Das heißt nicht, dass immer alles richtig läuft. Wir machen trotzdem Fehler, haben Versuchungen. Aber wir können immer umkehren und uns jeden Tag bemühen, etwas besser zu werden. Falls es mal nicht so gut klappt, ist es wichtig, nicht den Mut zu verlieren und einfach weiterzumachen.
Wir sind hier – und nicht jeder Tag wird himmelhoch jauchzend sein. Wir haben Probleme, erleben Kummer oder treffen falsche Entscheidungen. Wenn wir Jesus Christus an unserer Seite haben, dann gibt es immer einen Lichtblick. Er wird uns stärken, uns beistehen, uns helfen.
Ich bin überzeugt: Wenn wir uns für Jesus Christus entscheiden, werden wir glücklicher sein.
Im Gegensatz zu dem Autofahrer müssen wir nicht auf unser Recht pochen. Wir müssen unseren Ärger nicht weitergeben, sondern können alles in die liebenden Hände unseres himmlischen Vaters legen.
Gott hat mir schon oft versprochen das alles gut wird. Und davon bin ich überzeugt. Manchmal fehlt mir etwas die Geduld dazu, weil er fast immer einen anderen Zeitplan hat als ich.
Aber er hat die Weitsicht und er weiß was aus mir/uns werden kann.
Entscheiden wir uns immer weise und verlieren wir nie das Ziel aus den Augen.
Im Namen Jesu Christi Amen
Schw. Ines Leichsenring-Nikol, Pfahl-PV-Präsidentin